Unter der Sprecherschaft zweier Mitglieder des Gesundheitscampus Immunologie, Infektiologie und Inflammation, Prof. Dr. Berend Isermann und Prof. Dr. Michael Naumann, konnte das neue Graduiertenkolleg (GRK) 2408 bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erfolgreich eingeworben werden.
GRKs werden von der DFG zur Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses eingerichtet. Konkret bedeutet das, dass ab Oktober 2018 in Magdeburg 18 neue Stellen für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vorhanden sein werden, die in einem strukturierten Forschungs- und Qualifizierungsprogramm auf hohem fachlichem Niveau promovieren wollen. Damit wird sowohl die Grundlagenforschung als auch die Entwicklung von Clinician Scientists, also forschenden Ärztinnen und Ärzten, gestärkt. Denn zehn der neuen Stellen sind für naturwissenschaftliche Promotionen vorgesehen, sechs für Studierende der Humanmedizin, die auf dem Gebiet des GRK promovieren wollen und zwei Stellen bieten jungen Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit, sich in einer 12-monatigen Auszeit von ihren klinischen Aufgaben ganz der Forschung zu widmen. Prof. Isermann erklärt: „Durch diese Vereinigung naturwissenschaftlicher und medizinischer Promovierender erhoffen wir uns zahlreiche translationale Ansätze, also die vereinfachte Umsetzung von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung in therapeutische Anwendungen in der Klinik – zum Wohle der Patienten.“
Das neu bewilligte GRK 2408 trägt den Titel „Maladaptive Prozesse an physiologischen Grenzflächen bei chronischen Erkrankungen“. Physiologische Grenzflächen sind Barrieren wie Haut, Schleimhäute oder auch Gefäßwände. Diese Barrieren bestehen aus hoch spezialisierten Zellen, sogenannten Endothelzellen oder Epithelzellen. Bei zahlreichen chronischen Erkrankungen, beispielsweise Atherosklerose oder chronischen Erkrankungen der Niere, ist die Regulation und Funktion dieser Grenzflächen gestört. Es kommt zum Beispiel zur Ausschüttung von Botenstoffen, die Entzündungszellen anlocken. Die molekularen Veränderungen, die für diese fehlgeleiteten Reaktionen der Zellen verantwortlich sind, sind jedoch weitgehend unbekannt. Durch ein besseres Verständnis dieser Vorgänge erhoffen sich die Forscher und Forscherinnen langfristig die Entwicklung neuer Therapien für chronische Erkrankungen. Mit Hilfe modernster zellbiologischer Methoden und Technologien, wie Massenspektrometrie, Organoidkultur, Mikrofluidik und hochauflösender Mikroskopie, werden die Promovierenden im GRK 2408 diese Prozesse untersuchen. Somit wird das GRK junge Wissenschaftler in einem hoch-relevanten Thema unter Verwendung von state-of-the-art Techniken ausbilden und ihnen eine breit angelegte Basis für eine wissenschaftliche Karriere bieten.
Eingebunden ist das GRK 2408 dabei in einen Standort, der ausgezeichnete Bedingungen für diese Forschung bietet. Durch den Gesundheitscampus Immunologie, Infektiologie und Inflammation ist an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU) hervorragende Expertise auf dem Gebiet entzündlicher Erkrankungen vorhanden. „Das „Center of Dynamic Systems: Systems Engineering“ (CDS) der OVGU bietet Expertise zu messtechnischen Systemen für mikroresonante Sensoren und innovative Mikrofluidiktechnologie“, erklärt Prof. Naumann (Sprecher des CDS). Darüber hinaus wird eine enge Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) in Dresden erfolgen, die die Etablierung innovativer Mikrofluidiktechnologie und organ-on-a-chip Technologien unterstützen wird.
Neben dem GRK 2408 bewilligte die DFG den Magdeburger Medizinern darüber hinaus ein weiteres Graduiertenkolleg. Im GRK 2413 werden sich Neurowissenschaftler künftig der Erforschung von Vorgängen bei der Alterung von Synapsen widmen.
Foto: Immunfluoreszenfärbung eines menschlichen Podozyten (Sanchita Ghosh)